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SbE unterstützt Sea Watch 
Vorsitzender Gengenbach aus Lampedusa zurück

 

seawatch

In der letzten Woche aus Lampedusa zurückgekehrt ist der Vorsitzende der SbE-Bundesvereinigung Oliver Gengenbach. Im Hafen dieser Insel südlich von Sizilien und nah an der libyschen Grenze, ist der Stützpunkt von Sea Watch. Sea Watch ist ein Projekt eines Unternehmers aus Brandenburg. Harald Höppner kaufte ein kleines Schiff und baute es um, damit freiwillige Crews damit Flüchtlingsboote im Mittelmeer suchen können, sie mit erster medizinischer Hilfe unterstützen und die Behörden alarmieren können. 

Die Absicht von Sea Watch ist die Rettung von Schiffbrüchigen und besonders die Öffentlichkeitsarbeit: Durch Berichte aus erster Hand möchte Sea Watch die Bevölkerung informieren und den politischen Druck erhöhen, endlich die Flüchtlinge vor dem Tod im Mittelmeer zu bewahren. Das Projekt wurde unter anderem dadurch bundesweit bekannt, dass es Harald Höppner gelang, in der Talkshow von Günther Jauch eine Schweigeminute für verstorbene Flüchtlinge durchzusetzen.

Sea Watch im Bereich des Stressmanagements zu unterstützen ist ein Projekt der Notfallseelsorge der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, die es auch finanziert, und wurde angestoßen von Hanjo von Wietersheim.

Inhaltlich wird die Arbeit nach den Standards der SbE-Bundesvereinigung und durch ausgebildete SbE-Experten gewährleistet. Sie arbeiten honorarfrei, die Flugkosten werden durch die bayerische Kirche gestellt, den Aufenthalt auf Lampedusa stellt Sea Watch. Dem Vorstand der SbE-Bundesvereinigung ist es wichtig, ein solches "junges" neues engagiertes Projekt von Freiwilligen kostenfrei zu unterstützen und unsere Expertise in das wichtige Feld der Flüchtlingshilfe einzubringen.

Die SbE-Bundesvereinigung unterstützt Sea Watch durch die Begleitung der alle zwei Wochen wechselnden Crews in Lampedusa. In den Crews engagieren sich mit großer Intensität und z.T. höchster Fachkompetenz Ehrenamtliche. Dabei sind Nautiker, Techniker, Ärztinnen, Rettungsassistenten (z.T. von der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger) und Journalisten. Kapitän und Crew brauchen nicht nur technische, rechtliche und taktische Kompetenzen (z.B. wie nähern wir uns einem überfüllten Flüchtlingsboot, was reichen wir hinüber, wie alarmieren wir die Behörden?), sondern auch einen sicheren und guten Umgang mit eigenen psychischen Belastungen. So erhält die einlaufende Crew jeweils ein SbE-Debriefing, in dem die gemachten Erfahrungen ausgesprochen und sortiert werden können und hilfreiche Verarbeitungsstrategien besprochen werden. Die "neue" Crew erhält ein kleines vorbereitendes Seminar, in dem wir auf mögliche kommende Belastungen und die besonderen Bedingungen der Kooperation an Bord unter großer Anspannung eingehen und einen guten Umgang mit Tod und Leid besprechen (z.B. Wie können wir zumindest symbolisch einen würdevollen Umgang mit toten Flüchtlingen finden, die ins Wasser geworfen werden?). Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland erhalten die freiwilligen Crewmitglieder Telefonanrufe und auf Wunsch auch ein persönliches Gespräch durch SbE-Experten. Außerdem unterstützen wir Sea Watch beim Aufbau der internen Strukturen, die angesichts so vieler hoch engagierter und unterschiedlicher Freiwilliger von großer Bedeutung sind.

Bisher waren in Lampedusa die SbE-Experten Andreas Stahl (Bayern), Oliver Gengenbach (Westfalen) und Thomas Barkowski (Bayern). Gerade vor Ort ist Frank Conrads (Schleswig-Holstein), um die Sea Watch Crew zu unterstützen. Die einzelnen Crewmitglieder, die sich in schnell wechselnden Crews zurechtfinden müssen, sind ausnahmslos dankbar und schätzen die SbE-Unterstützung sehr: "Das hatte ich gar nicht erwartet, dass in einem so jungen Projekt auf die Belastungen so professionell geachtet und vorbereitet wird", sagt einer der Techniker.

Gerade hat das Schiff Sea Watch seinen 5. und bislang schwersten Einsatz beendet. Sie retteten an nur einem Tag (27.08.2015) über 500 Flüchtlinge von 5 Booten - unter ihnen auch Schwerverletzte. Für zwei Menschen kam jede Hilfe zu spät, sie hatten die Flucht nicht überlebt. Hier kann man die aktuellen Meldungen und die Position der MS Sea Watch verfolgen: http://sea-watch.org/

Sehr beeindruckend ist der Auftritt von Sea Watch Kapitän Ingo Werth in der Talkshow "Markus Lanz" (ZDF).

Die bayerische Kirche und SbE werden das Projekt weiter unterstützen. Ende September soll die letzte Crew in diesem Jahr wieder in Lampedusa einlaufen. Dann werden im Herbst und Winter die Einsätze und Erfahrungen ausgewertet und im nächsten Jahr mit neuen Strukturen neu gestartet.

Hier gibt es weitere Informationen: