Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der 19. SbE-Jahrestagung lobten die interessante Themenauswahl, die fachlich guten Vorträge und die schöne Atmosphäre im SbE-Ausbildungszentrum Witten. Als besondere Fachthemen standen in diesem Jahr der „Suizid im Einsatzwesen“ und die „Zentralnervöse Informationsverarbeitung bei traumatischem Stress“ im Mittelpunkt. Vorgestellt wurde außerdem die SbE-Arbeit als Teil der Personalfürsorge der „Rettungsdienstkooperation in Schleswig-Holstein (RKiSH)“.
In diesem Jahr waren mehr Teilnehmer als zuvor aus dem deutschsprachigen Raum nach Witten gekommen, um in drei Vorträgen aktuelle Themen aufzugreifen und sich über ihre Erfahrungen auszutauschen. Nach einem Tagesimpuls durch Vorstandsmitglied Uwe Drews wechselten Vorträge und Pausen mit viel Gelegenheit zum Austausch einander ab. Ein gemeinsamer Besuch des Bergbaurundwegs Muttental rundete das Programm ab.
Prof. Dr. Thomas Bronisch stellte aus seiner langjährigen Erfahrung Aspekte zu Vorsorge, Warnsignalen, Handlungshilfen und Nachsorgemöglichkeiten dar. Bronisch ist als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und für psychotherapeutische Medizin Mitglied der Dt. Gesellschaft für Suizidprävention und der International Association for Suicide Prevention. Bei 10.000 Fällen im Jahr sei Suizid immer noch ein Tabuthema. Ein Schlüssel in der Suizidvorbeugung sei schlicht die Verstärkung menschlicher Bindung. Dazu gehöre auch, beim Kollegen vermutete Suizidgedanken offen anzusprechen und so zu signalisieren, dass man ihn wahrnehme und bereit ist zuzuhören. Die Sorge, „damit schlafende Hunde zu wecken“, sei ganz unbegründet. Suizidgefährdete bräuchten eine längerfristige gute Begleitung. Auch bei den durch einen erfolgten Suizid zurückgebliebenen Betroffenen löse dies schwerwiegende Reaktionen aus, die von Trauer über Wut zu eigener Angst und Depressivität führen können. Aufgaben seien hier neben praktischen Hilfen für die Familie vor allem Aufklärung über die Hintergründe suizidaler Handlungen, das Akzeptieren unterschiedliche Wege der Trauerverarbeitung und die Vermittlung weitergehender Hilfen wie z.B. Gesprächsgruppen und Literatur.
Christian Mandel, Pressesprecher der „Rettungsdienstkooperation in Schleswig-Holstein RKiSH GmbH“, des mit 650 Mitarbeitern größten kommunalen Rettungsdienstanbieters, zeigte auf, was möglich ist, wenn die Geschäftsführung eines Unternehmens im Notfallwesen sich konsequent und umfassend die gute psychosoziale Versorgung ihrer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zur Aufgabe macht. Einsatznachsorge wird hier seit 1998 intensiv gefördert und ist Teil eines umfassenderen Personalfürsorge-Konzepts. Rettungsassistentin Claudia Städing, die mit einem Teil ihrer Dienstzeit für die Koordination des „SbE-Teams Holstein“ zuständig ist, erläuterte die Aufgaben und Organisation des SbE-Teams, das in den letzten Jahren vor allem die Primäre Prävention forciert hat. Die RKiSH und ihr Geschäftsführer Michael Reis sind der SbE-Bundesvereinigung seit vielen Jahren verbunden. Regelmäßige Fortbildungen und Teamtreffen sowie der Besuch der Jahrestagungen sorgen für Kompetenz und nachhaltige Motivation der Teammitglieder. Die RKiSH hat mit einer großzügigen Unterstützung in diesem Jahr den Druck von „Taschenkarten SbE-Maßnahmen“ möglich gemacht.
Großes Interesse weckte auch Regierungsmedizinaldirektor Dr. Christoph Pahlke bei den Teilnehmern. Pahlke war viele Jahre Notarzt und ist als Polizeiarzt mit der Materie sehr vertraut. Er ist Mitgründer des Betreuungsteams der Polizei NRW. In anschaulicher Form sprach er über die „Zentralnervöse Informationsverarbeitung bei traumatischem Stress“ und stellte die hirnphysiologischen Besonderheiten nach Extremereignissen und hilfreiche Bewältigungstechniken dar. Dadurch, dass bei einer Traumatisierung zentrale Hirn- und Gedächtnisfunktionen anders als sonst wirkten, sei das Interventionsziel nach einer Traumatisierung neben notwendiger Stabilisierung auch dass kortikale Zentren im Gehirn wieder die Kontrolle über die subkortikalen Strukturen gewinnen und behalten müssten. Dies geschehe u.a. durch die kognitive Rekonstruktion des Erlebten im Gespräch.
Nach den fachlich anspruchsvollen Vorträgen und fachlichem Austausch besuchten die Teilnehmer die Wiege des Steinkohlebergbaus im Wittener Muttental. Engagiert und anschaulich wurden die Anfänge des Bergbaus auf einem Rundweg erläutert. Nach einer kleinen „Prüfung“ wurden einige zum „Knappen“ geschlagen, darunter der Vorsitzende Oliver Gengenbach. Eine zünftige Steigermahlzeit schloss sich an und für die meisten endete der Abend mit dem Besuch der Freiwilligen Feuerwehr Herbede, die zum DFB-Pokalfinale (Borussia Dortmund – Bayern München) eingeladen hatte.
Besonders gelobt von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurde neben Auswahl der Themen und guter Atmosphäre die perfekte Vorbereitung und Organisation, die in diesem Jahr erstmalig in den Händen der neuen Geschäftsführerin Birgit Sudek lag. Wie immer fühlten sich die Teilnehmer im Tagungshaus LukasZentrum sehr wohl und lobten Unterbringung und die gute Verpflegung.
An die Tagung schloss sich am Sonntag wie in jedem Jahr die Mitgliederversammlung der SbE-Bundesvereinigung an, in der auch die Ausgliederung des Ausbildungsbereichs in eine gGmbH „SbE-Institut“ vorgestellt wurde.
Die nächste SbE-Jahrestagung findet vom 12.- 14. Juni 2015 in Witten statt.
Download: Aktuelles_140519_Jahrestagung_2014 (PDF)
Downlad: Programm Jahrestagung 2014 (PDF)
Download: Vortrag Thomas Bronisch - Suizid im Einsatzwesen (PDF)
Download: Vortrag Mandel/Städing - SbE in RKiSH (PDF)
Download: Vortrag Christoph Pahlke - Informationsverarbeitung Trauma (PDF)