22. SbE-Jahrestagung: „Schuld und Ohnmacht“, Polizei, Breitscheidplatz und Mittelmeer
Gut besucht war die 22. SbE-Jahrestagung. Die bewährte Mischung aus fachlichem Input, Erfahrungsaustausch und Begegnungen kam bei den Teilnehmern und Teilnehmerinnen aus dem ganzen Bundesgebiet und aus Luxemburg wieder sehr gut an. Auf der Mitgliederversammlung am Sonntag stieß die Arbeit des Vorstands im letzten Jahr auf viel Zustimmung und der Vorstand wurde turnusmäßig neu gewählt ...
Die Polizeien des Bundes und der Länder haben sich 2016 auf gemeinsame Standards in der Einsatznachsorge geeinigt. Die meisten Teams der Polizeien haben eine SbE-Ausbildung durchlaufen und sind mit der Bundesvereinigung vernetzt. Dipl.-Psych. Carsten Schenk vom Zentralen Polizeipsychologischen Dienst der hessischen Polizei stellte das Konsensuspapier "Standards in der psychozozialen Notfallversorgung polizeilicher Einsatzkräfte" vor.
Sodann wurde das Thema "Schuld", auch wichtiger Bestandteil unserer Ausbildung, in den Mittelpunkt gerückt. Pfarrer Helge Martens, Gemeindepfarrer und systemischer Therapeut und Berater aus Hamburg, ging auf einen grundlegenden Zusammenhang näher ein, der in der Einsatznachsorge sehr wichtig ist: "Schuld und Ohnmacht - Vom Umgang mit Kontrollverlust nach traumatischen Erfahrungen". Diese Aspekte tragen dazu bei, Einsatzkräfte mit Selbstvorwürfen besser zu verstehen.
Die Vorträge am Nachmittag nahmen aktuelle Herausforderungen auf, die sich durch die weltpolitischen Entwicklungen ergeben. Manuel Mahnke vom Einsatz-Nachsorge-Team der Feuerwehr Berlin, der beruflich als Soldat im Zentrum für Psychiatrie und Psychotraumatologie des Bundeswehrkrankenhauses Berlin tätig ist, war während des Anschlags am 19.12.2016 in Berlin, Breitscheidplatz, als Verbindungsmann für das ENT in der Einsatzleitstelle. Er berichtete uns aus erster Hand von der Einsatzlage, von den Einsatznachsorgemaßnahmen für die verschiedenen Organisationen und von den neuartigen Belastungen (Gefährdung, unsichere Einsatzlage) für die Rettungskräfte: "Einsatznachsorge nach dem Terroranschlag Breitscheidplatz/Berlin".
Dipl.-Päd. Beate Grziwotz-Heller, Psychotherapeutin und Fachliche Leiterin der SbE-Teams Marburg-Biedenkopf und DRK Mittelhessen, und Thorsten Kliefoth, Rettungsassistent und Mitglied des SbE-Teams der Rettungsdienstkooperation in Schleswig-Holstein (RkiSH) berichteten über unser Engagement im Mittelmeer. 2015 und 2016 haben wir die Organisation "Sea Watch" unterstützt, im letzten und diesem Jahr "Jugend rettet". Beide Organisationen suchen von Malta aus mit ihren Schiffen nach schiffbrüchigen Flüchtenden und melden dies an die Seenotzentrale Rom. Für die zweiwöchig wechselnden Freiwilligen-Crews bieten wir jeweils ein präventives Seminar und eine Einsatznachbesprechung sowie weitere Entlastungsangebote an. Beate Grziwotz-Heller und Thorsten Kliefoth waren mehrfach auf Malta und berichteten von der Arbeit und spezifischen Herausforderungen.
Am Samstagabend stand ein Besuch des Feuerwehrmuseums Feuer.Wehrk in Hattingen auf dem Programm. Auf mehr als 4.000 qm Ausstellungsfläche in einer historischen Werkshalle der Henrichshütte gibt es neuerdings jede Menge Technikgeschichte der Feuerwehr zu sehen. Schon die Fahrt dahin war ein Event: Mit einem alten Gelenkbus aus dem Jahr 1962, einem alten Henschel, wurden wir nach Hattingen geshuttlet.
An die Tagung schloss sich am Sonntag wie in jedem Jahr die Mitgliederversammlung der SbE-Bundesvereinigung an, in der turnusmäßig auch der SbE-Vorstand neu gewählt wurde.
Schon mal vormerken: Im nächsten Jahr findet die 23. SbE-Jahrestagung vom 08.-10. Juni 2018 in Witten statt.
Download: Aktuelles_Jahrestagung_2017 (PDF)
Download: Programm Jahrestagung 2017 (PDF)
Download: Vortrag Helge Martens Schuld und Ohnmacht (PDF)
Download: Vortrag Beate Grziwotz-Heller/Thorsten Kliefoth Engagement im Mittelmeer(PDF)